Pflege zu Hause – eine schwere Aufgabe
Pflege: Was tun, wenn ein Mensch pflegebedürftig wird?
Wer sich dafür entscheidet, Angehörige zu Hause zu pflegen, ist gut beraten, sich im Vorfeld darüber zu informieren, was auf ihn zukommt.
Die wenigsten Menschen haben eine Vorstellung davon, was Pflege bedeutet. Ein altes oder schwer krankes Familienmitglied zu betreuen, beinhaltet nicht nur, die Grundpflege zu übernehmen, also beim Waschen, Ankleiden oder der Mahlzeit zu helfen. Alter beispielsweise ist keine Krankheit, die geheilt werden kann. Alter ist ein Prozess, der eben nur in eine Richtung führt, eine Umkehr ist nicht möglich. Pflege eines alten Menschen heißt deshalb auch, Krankheiten abzuwenden, die auf Grund der Allgemeinsituation entstehen können und die den Allgemeinzustand nur noch verschlechtern würden. Dieses Abwenden und Vorbeugen von bestimmten Krankheiten nennt man Prophylaxen. Zu den wichtigsten Prophylaxen zählen die gegen Wundliegen, Lungenentzündung, Sehnenverkürzung und Gelenksteifigkeit und die gegen Bildung von Blutgerinnsel, die dann wandern können und Schlaganfall, Herzinfarkt, Thrombose oder ähnlich schlimme Konsequenzen haben können.
Wenn das Liegen zur Qual wird – Dekubitus
Gegen Wundliegen, eine der weitverbreiteten Komplikation, die Bettlägerigkeit mit sich bringen kann, hilft nur konsequente und fachgerechte Lagerung. Die Druckstellen entstehen, weil die Mikrodurchblutung der Haut durch längeres Liegen auf einer Stelle gestört ist. Dies hat zur Folge, dass Wunden entstehen, die sich zum einen sehr leicht infizieren, zum anderen aber auch sehr schlecht wieder heilen – im Gegenteil, sie neigen eher dazu, größer und tiefer zu werden. Erste Anzeichen von Wundliegen sind Rötungen an aufliegenden Stellen. Zu den gefährdeten Bereichen gehören alle Körperregionen, die wenig Unterhautfettgewebe besitzen, also das Steißbein, die Wirbelkörper, die Hüften und Schulterblätter, aber auch die Fersen und die Ohrmuscheln.
Vemieden werden kann Wundliegen folglich durch konsequente Entlastung, d. h. häufiges Umlagern und Weichlagerung der betreffenden Stellen, aber auch gute Hautpflege gehört dazu, wobei sich die Körperpflege auch bestens eignet, dabei die gefährdeten Stellen zu inspizieren und zu beurteilen, ob Anzeichen zu sehen sind oder nicht. Auch eine Mobilisation, d. h., den Menschen ab und an für eine gewisse Zeit in einen Sessel setzen, wenn möglich ein paar Schritte laufen – ist eine ganz wichtige Prophylaxe gegen Wundliegen.
Freiraum schaffen – Luft zum Atmen
Die Lungenentzündung stellt für Bettlägerige deshalb eine Gefahr dar, da im Liegen die Belüftung und die Durchblutung der Lungenflügel nicht so gegeben ist wie bei Menschen, die sich bewegen. Dadurch kann sich leichter Sekret ansammeln, das Abhusten fällt schwerer – es kann zu einer Lungenentzündung kommen. Vorbeugende Maßnahme ist auch hier die häufige Mobilisation und das regelmäßige Umlagern. Die Lungen werden besser belüftet, der bettlägerige Mensch kann tiefer durchatmen, das Abhusten von Sekret fällt leichter. Unterstützend wirken Abreibungen des Rückens mit Franzbranntwein. Durch den Kältereiz atmet der Mensch automatisch tief ein.
Passiv und aktiv bewegen – keine Chance für Kontrakturen
Ein weiteres Problem, das durch mangelnde Bewegung und längeres Liegen auftreten kann, ist die Verkürzung der Sehen, was eine Unbeweglichkeit der Gelenke zur Folge hat. Besonders gefährdet sind hier die Extremitäten, also die Ellbogen, die Handgelenke, die Finger, die Knie und die Fußgelenke. Neben einer regelmäßigen Mobilisation beugt auch ein konsequentes, passives Durchbewegen, also Beugen und Strecken der genannten Gelenke, einer Beeinträchtigung vor. Das kann der Pflegende selbst durchführen, aber auch eine Krankengymnastik, vom Arzt verordnet, ist von Vorteil.
Alles fließt – Thrombose & Co
Um der Bildung von Blutgerinnseln vorzubeugen, die ernste Folgen haben können, ist ebenfalls die Mobilisation das Mittel der Wahl. Im liegenden Zustand fließt das Blut langsamer, die Gefahr, dass sich Gerinnsel bilden ist gerade bei älteren Menschen, die häufig auch unter Gefäßerkrankungen leiden, ist groß. Den Blutfluss unterstützen kann der Pflegende auch mit Ausstreichungen, wieder beispielsweise mit Franzbranntwein. Hierzu werden die Waden immer in Richtung Körperstamm mit leichtem Druck massiert.
Raus aus den Federn – die Allround-Prophylaxe
Bei allen Prophylaxen steht also die Mobilisation des pflegebedürftigen Menschen im Vordergrund. Das Herausholen aus dem Bett bietet allerdings nicht nur gesundheitliche Vorteile, auch auf die Psyche wirkt sich die Mobilisation sehr positiv aus. Der pflegebedürftige Mensch kann mehr am Leben teilnehmen, hat eine normalere Perspektive, schaut also nicht nur die Decke oder die Wand an, sondern kann auch mal aus einem Fenster blicken. Im Idealfall kann er so auch mal an die frische Luft, etwa in einem Rollstuhl. Die Lebensqualität kann gesteigert werden, die kleinen Freuden des Lebens noch empfunden werden.